Politisches Engagement

Seit 2007 engagiere ich mich in der politischen Stadtgesellschaft Ingolstadts – damals noch bei der Christlich-Sozialen Union (CSU). Ich bin konservativ aufgewachsen und bin davon ausgegangen, dass die CSU eine logische politische Heimat für mich ist. Doch im Laufe der Jahre befremdete mich die Partei durch ihre homophone und fremdenfeindliche Grundeinstellung, die sich wie ein Geschwür durch viele Teile der Partei zog und stärker wurde. Auf meine Kritik darüber gab es meist Kommentare wie „ach, das ist gar nicht so schlimm“ oder „so ist das eigentlich nicht“. Am 30. Juni 2017 schwappte für mich das moralisch Fass über und ich beschloss, die CSU hinter mir zu lassen. Auslöser war die Debatte über die Ehe für alle im Bundestag. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich morgens um 8 Uhr gespannt die Debatte online verfolgte. Mich betraf es nicht direkt, da ich als heterosexueller Mann ohne Probleme heiraten durfte. Allerdings möchte ich keinem Menschen Rechte verweigern, die ich selbst habe. Und wie „meine“ CSU für Gleichberechtigung steht, war für mich wichtig. Die Argumentation für gleiches Recht für alle ist allen klar. Die Argumentation gegen dieses Recht wurde allerdings nicht geklärt. Man schob „Gewissen“, „Glauben“ und Unnötigkeit, da es ja sowieso schon Gleichberechtigung herrscht. Man schob vor, dass unser Grundgesetz eine Ehe für alle verbiete.

Die CSU hat in der Debatte keine objektiven Gründe gegen eine Ehe für alle vorgetragen. Volker Kauder und Erika Steinbach scheuten sich, ihre Homophobie klarzustellen und versteckten sich hinter „Glauben“ und „Gewissen“ sowie dem Grundgesetz, das die Ehe nur zwischen Mann und Frau geschützt sein dürfe und ein solcher Schutz wäre aufgehoben, wenn plötzlich alle heiraten dürften. Zum Glück war dies auch die letzte Rede von Frau Steinbach. Sie trat den Rechtspopulisten der afd bei.

Für mich was dies das Zünglein an der Waage. Ich wollte mich in keiner Partei engagieren, die Ausgrenzung, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit scheinbar als Basis für ihr Handeln legt. Daher beschloss ich noch am gleichen Tag aus der CSU auszutreten und schichte meinen zerschnittenen Mitgliedsausweis und das Parteibuch mit meiner Kündigung nach München. Andreas Scheuer, damals offenbar zuständig für die „Kündigungsverhinderungsabteilung“ der CSU, antwortete mir in einem persönlichen Brief und bat mich, meine Kündigung nochmal zu überdenken und Vorschläge zu machen, wie die CSU meine politische Heimbart bleiben könne. ich habe mir lange überlegt, ob ich darauf überhaupt antworten solle. Aus formalem Anstand antwortete ich in einem kurzen Brief, dass es deutlich zu viele Unstimmigkeiten in deutlich zu vielen Themen gäbe und es daher keinerlei realistische Möglichkeit für mich gibt, die CSU weiter zu begleiten. Die Kündigung hatte zufolge, dass viele CSU-Kontakte es als persönlichen Angriff ansahen, mich sogar als „Abtrünniger“ und „Nestbeschmutzer“ bezeichneten. Für mich ein Zeichen, wie richtig meine Entscheidung war.

Bis Oktober 2017 zog ich mich aus der politischen Welt zurück und dachte, dass dies auch so bleibt – bis zu einem Tag im Herbst 2017 als ich eine Veranstaltung der UDI (heute UWGUWG Die UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft Ingolstadt) ist eine Ingolstädter Kommunalpartei und im Stadtrat sowie in den Bezirksausschüssen vertreten.) besuchte. Stadträtin Dorothea Soffner, die kürzlich auch aus der CSU ausgetreten ist und mit weiteren Stadträten eine neue Partei gegründet hat, moderierte als Vorsitzende der UDI eine Informationsveranstaltung und ich lernte eine zwar konservative aber dennoch moderne, freundliche, zukunftsorientierte Partei kennen, bei der ich die Möglichkeit habe, von Anfang an mitzugestalten und neue Wege zu ebnen. Wenige Monate später wurde ich in den Vorstand gewählt, leitete den Kommunalwahlkampf 2020 und wurde 2021 zum Vorsitzenden gewählt.

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